Schloss Hartheim - das geheime Vorgehen der Nazis
Unsere Klasse, die 3CHBTH, durfte gemeinsam mit der 3AHBTH den bekannten Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim besichtigen. Das Renaissanceschloss, das sich rund 18 km westlich von Linz befindet, ist bekannt für seine Geschichte. Hier haben die Nationalsozialisten die Hinrichtung von beeinträchtigten und psychisch kranken Menschen, von KZ-Häftlingen und ausländischen Zivilarbeitern veranlasst. Das Schloss war eine von sechs Euthanasieanstalten des NS-Regimes.
Von außen erscheint das Schloss imposant und strahlt eine erhabene, ruhige Atmosphäre aus, hinter den Wänden verbirgt sich allerdings eine abscheuliche Geschichte. Im Jahr 1898 schenkte Fürst Camilo Heinrich Starhemberg das Schlossgebäude, mitsamt einigen Nebengebäuden und weiteren Grundstücken, dem Oberösterreichischen Landeswohltätigkeitsverein. Durch genügend Spenden wurde seine Zielsetzung, eine Einrichtung zur Unterbringung, Behandlung und Pflege von beeinträchtigten und psychisch kranken Menschen zu errichten, ermöglicht.
Im Frühjahr 1939 wurde das Schloss Hartheim von den Nationalsozialisten enteignet, jedoch wurde der Pflegebetrieb weiterhin aufrechterhalten. Erst im darauffolgenden Jahr, im März 1940, wurden die Pflegekräfte und die zu Pflegenden verlegt, um zu ermöglichen, dass die Anstalt in eine „Euthanasieanstalt“ umgestaltet wird. Das äußere Erscheinungsbild des Schlosses blieb weitgehend unberührt, allerdings wurde im Erdgeschoss des Ostteils eine Gaskammer, ein Leichenraum und ein Verbrennungsofen errichtet. Einen Monat später begann die willkürliche Ermordung der Menschen, die per Transporter eintrafen. Die zur Ermordung vorgesehenen Menschen wurden kurz nach ihrer Ankunft gleich in die Gaskammern eingewiesen. Den Antreffenden wurde gesagt, sie würden in eine Duschkammer gebracht werden. Zwischen der Ankunft und dem Tötungsprozess vergingen nicht einmal Stunden. Rücksicht auf Wertgegenstände wurde dabei nicht genommen, alles wurde auf einem Haufen gesammelt und im naheliegenden Hof vergraben. Diese Fundstücke wurden aus dem Hof geborgen und sind heute Teil der Ausstellung. Von 1940 bis 1944 wurden schätzungsweise 30.000 Menschen getötet.
Das NS-Verbrechen wurde unter strenger Aufsicht geheim gehalten, an die Angehörigen wurden gefälschte Sterbeurkunden verschickt und jeglicher Besuch wurde untersagt. Statistiken, die in den darauffolgenden Jahren entdeckt wurden, bestätigten, dass viel zu wenig Nahrungsmittel für so viele Menschen vorhanden waren. Die Rationen blieben immer gleich, die Anzahl der Menschen ist jedoch gestiegen. Viele Ortsansässige berichteten über die verunreinigte Luft, den fürchterlichen Gestank und das Aufsteigen des Rauches aus dem Kamin, jeweils zu einer bestimmten Uhrzeit. Viele dokumentierten diese Vorkommnisse bis einschließlich 1948, der Nachkriegszeit. In diesem Jahr wurde das Schloss wieder an den Landeswohltätigkeitsverein zurückgegeben. Die Nationalsozialisten haben verzweifelt versucht, alles zu vertuschen, indem sie die Verbrennungsöfen und sämtliche andere Elemente wegtransportiert und zerstört haben. Die verbliebenen Elemente, wie die Gaskammern, konnten die Taten aber belegen.
Doch wie konnte ein derartiges Kapitalverbrechen solche Ausmaße annehmen? Wer hatte das Recht, darüber zu bestimmen, wer am Leben teilhaben darf und wer nicht? Für die Nationalsozialisten hatten diese Menschen schlicht keinen Lebenswert. Ihre Unterhaltskosten waren zu hoch und selbst körperliche Arbeit konnten sie nicht verrichten - das machte sie nicht lebenswert. Wortwahlen wie „Defektmenschen“ und „Ballastexistenzen“ waren dabei nicht unüblich.
Mittlerweile dient das Schloss als Gedenkstätte für all jene, die ihr Leben lassen mussten. Es ist wichtig, diese Gräueltaten nicht zu vergessen. Denn könnte so etwas nicht wieder geschehen, wenn wir wegsehen?
Text: Anna-Maria Morun, 3CHBTH
Fotos: Anna-Maria Morun, Julia Siegesleitner